Newsletter Dezember 2018
Ich wünsche euch eine besinnliche und stressfreie Adventszeit! In dieser Zeit ist Konsum sehr im Mittelpunkt unseres Alltags und wir kommen nicht zur Ruhe.
Ich habe ein schönes Märchen von den Gebrüdern Grimm herausgesucht. Somit könnt ihr euch vielleicht eine kleine Auszeit aus dem Alltag nehmen.
„Von dem Sommer- und Wintergarten“
Ein Kaufmann wollte auf die Messe gehen, da fragte er seine drei Töchter, was er ihnen mitbringen sollte. Die älteste sprach: „Ein schönes Kleid.“ Die zweite: „Ein paar hübsche Schuhe.“ Die dritte: „Eine Rose.“ Aber die Rose zu verschaffen war etwas Schweres, weil es mitten im Winter war, doch weil die jüngste die schönste war und sie eine große Freude an den Blumen hatte, sagte der Vater, er wolle zusehen, ob er sie bekommen könne, und sich rechte Mühe darum geben.
Als der Kaufmann wieder auf der Rückreise war, hatte er ein prächtiges Kleid für die älteste und ein paar schöne Schuhe für die zweite, aber die Rose für die dritte hatte er nicht bekommen können, wenn er in einen Garten gegangen war und nach Rosen gefragt, hatten die Leute ihn ausgelacht: ob er denn glaube, dass die Rosen im Schnee wüchsen. Das war ihm aber gar leid, und wie er darüber sann, ob er gar nichts für sein liebstes Kind mitbringen könne, kam er vor ein Schloss, und dabei war ein Garten, in dem war es halb Sommer und halb Winter und auf der einen Seite blühten die schönsten Blumen Groß und Klein, und auf der andern war alles kahl und lag ein tiefer Schnee. Der Mann stieg vom Pferd herab, und wie er eine ganze Hecke voll Rosen auf der Sommerseite erblickte, war er froh, ging hinzu und brach eine ab, dann ritt er wieder fort. Er war schon ein Stück Wegs geritten, da hörte er etwas hinter sich herlaufen und schnaufen, er drehte sich um und sah ein großes schwarzes Tier, das rief: „Du gibst mir meine Rose wieder, oder ich mach‘ dich tot, du gibst mir meine Rose wieder, oder ich mache dich tot!“
Da sprach der Mann: „Ich bitte dich, lass mir die Rose, ich soll sie meiner Tochter mitbringen, die ist die schönste auf der Welt.“
„Meinetwegen, aber gib mir die schöne Tochter dafür zur Frau!“ Der Mann, um das Tier loszuwerden, sagt ja und denkt, das wird doch nicht kommen und sie fordern, das Tier aber rief noch hinter ihm drein: „ In acht Tagen komm‘ ich und hol‘ meine Braut.“
Der Kaufmann brachte nun einer jeden Tochter mit, was sie gewünscht hatten; sie freuten sich auch alle darüber, am meisten aber die jüngste über die Rose. Nach acht Tagen saßen die drei Schwestern beisammen am Tisch, da kam etwas mit schwerem Gang die Treppe herauf und an die Türe und rief: „ Macht Auf! Macht auf!“ Da machten sie auf, aber sie erschraken recht, als ein großes schwarzes Tier hereintrat: „Weil meine Braut nicht gekommen und die Zeit herum ist, will ich mir sie selbst holen.“ Damit ging es auf die jüngste Tochter zu und packte sie an. Sie fing an zu schreien, das half aber alles nichts, sie musste mit fort, ums als der Vater nach Haus kam, war sein liebstes Kind geraubt.
Das schwarze Tier aber trug die schöne Jungfrau in sein Schloss, da war’s gar wunderbar und schön, und Musikanten waren darin, die spielten auf, und unten war der Garten halb Sommer und halb Winter, und das Tier tat ihr alles zuliebe, was es ihr nur an den Augen absehen konnte Sie aßen zusammen, und sie musste ihm aufschöpfen, sonst wollte es nicht essen, da ward sie dem Tier hold, und endlich hatte sie es recht lieb.
Einmal sagte sie zu ihm: „Mir ist so Angst, ich weiß nicht recht, warum, aber mir ist als wär mein Vater krank oder eine von meinen Schwestern, könnte ich sie nur ein einziges Mal sehen!“ Da führte sie das Tier zu einem Spiegel und sagte: „Da schau hinein“, und wie sei hineinschaute, war es recht, als wäre sie zu Haus. Sie sah ihre Stube und ihren Vater, der war wirklich krank, aus Herzeleid, weil er sich Schuld gab, dass sein liebstes Kind von einem wilden Tier geraubt und gar von ihm aufgefressen sei, hätt‘ er gewusst, wie gut es ihm ging, so hätte er sich nicht betrübt. Auch ihre zwei Schwestern sah sie am Bett sitzen, die weinten. Von dem allen war ihr Herz ganz schwer, und sie bat das Tier, es sollte sie nur ein paar Tage wieder heimgehen lassen. Das Tier wollte lange nicht, endlich aber, wie sie so jammerte, hatte es Mitleid mit ihr und sagte: „Geh hin zu deinem Vater, aber versprich mir, dass du in acht Tagen wieder dasein willst.“ Sie versprach es ihm, und als sie fort ging, rief es noch: „ Bleib aber ja nicht länger als acht Tage aus.“ Wie sie heimkam, freute sich ihr Vater, dass er sie noch einmal sähe, aber die Krankheit und das Leid hatten schon zu sehr an seinem Herzen gefressen, dass er nicht wieder gesund werden konnte, und nach ein paar Tagen starb er. Da konnte sie an nichts anderes denken vor Traurigkeit, und hernach ward ihr Vater begraben, da ging sie mit zur Leiche, und dann weinten die Schwestern zusammen und trösteten sich, und als sie endlich wieder an ihr liebes Tier dachte, da waren schon längst die acht Tage herum. Da ward ihr recht Angst, und es war ihr, als sei das auch krank, und sie machte sich gleich auf und ging wieder hin zu seinem Schloss.
Wie sie aber wieder ankam, war’s ganz still und traurig darin, die Musikanten spielten nicht, und alles war mit schwarzem Flor behangen; der Garten aber war ganz Winter und von Schnee bedeckt. Und wie die das Tier selber suchte, war es fort, und sie suchte allerorten, aber sie konnte es nicht finden. Da war sie doppelt traurig und wusste sich nicht zu trösten, und einmal ging sie so traurig im Garten und sah einen Haufen Kohlhäupter, die waren oben schon alt und faul, da legte sie die herum, und wie sie ein paar umgedreht hatte, sah sie ihr liebes Tier, das lag darunter und war tot. Geschwind holte sie Wasser und begoss es damit unaufhörlich, da sprach es auf und war auf einmal verwandelt und ein schöner Prinz Da ward Hochzeit gehalten, und die Musikanten spielten gleich wieder, die Sommerseite im Garten kam prächtig hervor, und der schwarze Flor ward abgerissen, und sie lebten vergnügt miteinander immerdar.
Ich hoffe, ich konnte euch mit dieser Geschichte eine Freude machen und ihr nehmt euch nun jeden Tag etwas Zeit eine kurze Geschichte zu lesen, ihn euch zu gehen und den Alltag vor der Türe zu lassen.
Gott zum Gruße
Eure Chlodhild